Irgendwo in Iowa…

Unser großes Abenteuer

Neues aus der Arbeitswelt II – Und was ist ein SP?

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So, wie versprochen, geht es weiter mit dem Update über meine derzeitige Arbeitswelt:

Seit Spätsommer 2017 habe ich auch noch einen Zweitjob, der mir richtig Spaß macht (mehr als mein Scribe-Job!) und auch noch besser bezahlt ist, aber leider immer nur sporadisch ansteht (so 10 – 15 Stunden pro Monat). Ich arbeite als “standardized patient” (SP) bei der Des Moines University. An der “DMU” werden Osteopathen, “physician assistants” und “podiatrists” (also Fachärzte für Fuß- und Knöchelkrankheiten) ausgebildet. Als „standardized patient“ stellt man sich den Studenten quasi als „Versuchskaninchen“ zur Verfügung. Man spielt einen Patienten gemäß einem vorgegebenen Script, führt ein Gespräch mit dem „Arzt“, simuliert seine Symptome und lässt sich in den meisten Fällen am Ende auch noch untersuchen, wobei sich die Untersuchungen auf “harmlose” Dinge wie Blutdruck messen, Herz und Lunge abhören u.ä. beschränken.

Nachdem der Student den Raum verlassen hat, folgt eine ausführliche Bewertung der Begegnung nach vorgegebenen Kriterien wie verbale und non-verbale Kommunikation, Professionalität, Empathie, Fähigkeit zum Zuhören, etc. – Das ganze erfordert eine gehörige Portion an Konzentration, denn man muss ja sein Script beherrschen, die Fragen richtig beantworten, gleichzeitig den Studenten genau beobachten und sich alles merken, was man hinterher kommentieren und bewerten möchte. Während des Gesprächs kann man sich leider keine Notizen machen, denn es soll ja alles möglichst authentisch wirken. Für die Bewertung hat man normalerweise 20 Minuten Zeit und das kann echt knapp werden.

Für die Studenten sind diese sogenannten “clinical encounters” ein sehr wesentlicher Bestandteil ihrer Ausbildung und die Noten fließen in die Gesamtbeurteilung mit ein, es geht also wirklich um etwas. Und da das so ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist, gibt es an der DMU eine eigene Abteilung (das “SPAL” = Standardized Performance Assessment Lab), die nichts anderes macht als diese Tests zu organisieren und durchzuführen.

Hier mal ein paar Eindrücke vom SPAL (allerdings aus dem Internet, nicht selbst “geschossen”). Es gibt 12 identisch ausgestattete Untersuchungsräume, die jeweils ein “Fenster” haben, das von innen verspiegelt ist, aber der Raum ist von außen einsehbar, da die meisten der “clinical encounters” nicht nur von 2 an gegenüberliegenden Seiten des Raumes angebrachten Kameras aufgezeichnet werden, sondern auch noch von außen durch ausgebildete Ärzte (die sogenannten clinicians) beobachtet werden:

 

 

 

 

 

 

Die andere Seite der Untersuchungsräume, wo sich die Studenten vor dem clinical encounter aufhalten:

 

 

 

 

Ein “standardized patient” (SP) wird von einer Studentin untersucht:

 

 

 

 

 

Wie in Amerika üblich, muss man sich als Patient ja nie “freimachen”, sondern hat immer so ein OP-Hemd an (die sogenannte “gown”). Als SP trägt man unter der gown zusätzlich auch seine Unterwäsche und eine Shorts, so dass auch wirklich kein Stück Haut zuviel zu sehen ist.

Ich hatte jetzt schon diverse Testfälle als SP und habe Patienten gespielt, die unter Halsschmerzen, Kopfschmerzen, einer Schilddrüsenunterfunktion oder Rückenschmerzen litten. Je nach Kursstärke dauern diese Tests manchmal nur einen Nachmittag, manchmal eine ganze Woche. In der letzten Januarwoche war ich vier Nachmittage am Stück in der DMU (“meine” Ärztin, für die ich zu der Zeit gerade gearbeitet habe, hatte in der Woche praktischerweise Urlaub, so dass ich sowieso freie Zeit hatte) und habe für insgesamt 18 Studenten den Patienten Chris mit Schilddrüsenunterfunktion gespielt. Am Ende dieser Testreihe war ich dann auch ganz schön erledigt (ja, so eine Schilddrüsenunterfunktion macht auch echt müde 😜), denn man muss sich wirklich sehr konzentrieren und es ist oft auch gar nicht so einfach, die einzelnen Studenten auseinander zu halten, so dass man hinterher auch noch weiß, wer eigentlich was gemacht oder gesagt hat. Aber die Tätigkeit macht mir – wie gesagt – echt Spaß und ist außerdem eine interessante Ergänzung zum Scribe-Job, denn so lerne ich beide Seiten kennen – die Theorie in der DMU und die Praxis in der “Praxis”. Wenn es mehr solcher Testfälle gäbe, würde ich am liebsten nur noch an der DMU arbeiten, denn die Leute sind einfach super nett, man erlebt viele verschiedene Studenten und kann auch gleich noch sein (mehr oder weniger stark ausgeprägtes) schauspielerisches Talent verbessern. Aber 10 – 15 Stunden pro Monat ist halt doch ein bisschen wenig, so wird es wohl mein Zweitjob bleiben.

Das war’s dann erst mal für heute, demnächst folgt noch Teil III …

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